Kürzlich, während ich diesen Text schrieb und noch der Überzeugung war, dass ich niemanden kennen würde, der keine Frottierhandtücher benutzt, hat mich eine Freundin eines Besseren belehrt – bei ihr gäbe es Handtücher aus Waffelpiqué. Also formuliere ich nun vorsichtiger: VIELE Handtücher, Bademäntel und andere Heimtextilien bestehen wie unser „Little Bathrobe“ aus Frottier.
FROTTEE ODER FROTTIER?
Der Begriff Frottier kommt ursprünglich aus dem Französischen: „frotter“ bedeutet so viel wie „reiben“ oder „abreiben“.
Umgangssprachlich wird meist der Begriff Frottée verwendet, allerdings gibt es auch eine hochwertigere Variante – den Frottier. Wenn man genau ist, bezeichnen diese beiden Begriffe keine Stoffart, sondern eine bestimmte Form der Verarbeitung.
Beim Frottée ist das Garn ein sogenanntes Effektgarn. Das bedeutet, dass die Schlingen, die im fertigen Gewebe sichtbar sind, allein durch das verwendete Garn (Noppenzwirn bzw. Schlingengarn) erzeugt werden. Außerdem befinden sich die Schlingen nur auf einer Warenseite.
Frottier hat im Unterschied dazu auf beiden Seiten Schlingen und ist damit noch dichter und stabiler als Frottée. Zur Herstellung wird eine spezielle Webmaschine benötigt, um die Schlingen herzustellen. Denn hier entstehen sie nicht durch das verwendete Garn, sondern durch die Spannungsunterschiede in den Fadensystemen während des Webens. Der Schlingenflor entsteht, indem ein drittes Fadensystem in das Grundgewebe eingebunden wird, dass mit geringerer Zugkraft arbeitet als die anderen, und so die Schlingenbildung ermöglicht.
WOHER KOMMT FROTTIER EIGENTLICH?
Während die Geschichte der Frottierherstellung in Europa relativ gut erforscht ist, ist die genaue Herkunft des Frottiers nicht wirklich belegt. Wahrscheinlich wurde das Verfahren für das Schlingengewebe im Vorderen Orient bzw. in der Türkei entwickelt, wo es von einem Engländer namens Henry Christy entdeckt wurde, der um 1850 am Hof des Sultans von Konstantinopel weilte.
Gemeinsam mit seinem Bruder entwickelte er ein Handtuch, das einseitig mit einer Art Schlingengewebe ausgestattet war. Sie verfeinerten den Herstellungsprozess des neuartigen Gewebes und präsentierten schnell eine Lösung für die maschinelle Herstellung des Gewebes. Bereits damals wurde der Stoff „Turkish Towel“ genannt und fand sogar am Englischen Hofe seine Abnehmer.
WAS IST DAS BESONDERE AN FROTTIERGEWEBEN?
Frottiergewebe sind voluminös, relativ schwer und sehr griffig. Nach dem Baden oder Duschen freuen wir uns darauf, uns in diese kuschelige Flauschigkeit einzuhüllen und abzutrocknen.
Durch ihre Oberflächenstruktur der vielen aufstehenden Schlingen nehmen sie Nässe und Feuchtigkeit sehr gut auf, ohne selbst sofort nass zu werden.
Am besten funktioniert dies, wenn die Frottierware aus 100%Baumwolle besteht: Das Rohmaterial Baumwolle unterstützt diese Eigenschaften ideal, da Baumwollfaser eine sogenannte Hohlfaser ist und bis zu 11% an Feuchtigkeit aufnehmen kann, ohne sich nass anzufühlen. Die Hohlfaser ist auch dafür verantwortlich, dass Baumwolle z.B. im Vergleich zu den Chemiefasern viel mehr Zeit zum Trocknen benötigt: das Wasser, welches sich im Hohlraum befindet, braucht Zeit zum Verdunsten.
Frottier ist ein sogenanntes Schlingengewebe. Da die Schlingen im Gewebe nicht fest verankert sind, können sie sich – z.B. durch Hängenbleiben an spitzen Gegenständen – vergrößern oder ausweiten. Dies ist auf die Art der Herstellung zurückzuführen und stellt kein Qualitätsmangel dar.
FROTTIER RICHTIG PFLEGEN
Die Notwendigkeit der Pflege unserer Kleidung, die wir kaufen und tragen, ist in den letzten Jahren wieder mehr in unser Bewusstsein getreten. Überlegungen zu nachhaltigem Handeln und nachhaltigem Konsumieren schließen nicht nur einen achtsameren Umgang mit uns selbst, der Umwelt und unseren Kaufentscheidungen ein, sondern auch über unseren Umgang mit den Dingen, die wir bereits besitzen und die uns weiterhin begleiten sollen. Hier spielt dann auch die Pflege dieser Produkte eine große Rolle.
Frottier an sich ist kein schwieriges Material, je besser man ihn jedoch pflegt, desto länger macht er einem Spaß.
Frottier sollte es vor dem ersten Gebrauch einmal gewaschen werden. Das Grundgewebe zieht sich dadurch zusammen, wodurch die Schlingenfestigkeit etwas erhöht und das Gewebe widerstandsfähiger wird.
Bei Frottierwaren können sich mitunter Ziehfäden oder vergrößerte Schlingen bilden (z.B. durch Hängenbleiben an spitzen Gegenständen). Deshalb bitte auch darauf achte, dass beim Waschen keine Kleidung mit Nieten, Metallreißverschlüssen oder Ähnlichem mitgewaschen werden. Falls vergrößerte Schlingen entdeckt werden, sollten diese einfach abgeschnitten werden, das Frottier behält trotzdem seine Form. Nur herausziehen sollte man die Fäden nicht, dadurch beschädigt man nur das Erscheinungsbild.
Sollte Frottier nach dem Waschen hart werden, liegt das nicht am fehlenden Weichspüler, sondern in der Regel an unserem kalkhaltigen Wasser.
Den Kalk bekommt man am besten mit einer Essigbad aus dem Frottier heraus:
Essiggemisch: einen Teil Wasser und 1/8 Teil Essigessenz (25%) in einer Wanne mischen (Handelsüblicher Essig wird im Verhältnis 1:2 mit Wasser gemischt). Den Bademantel einen halben Tag in dem Essiggemisch einlegen und danach normal in der Waschmaschine waschen. Der Essiggeruch ist danach nicht mehr vorhanden und der Frottier wieder weich.
Weichspüler legt sich um die Baumwollfasern und sorgt lediglich dafür, dass das Wasser abperlt. Bei Handtüchern oder Bademänteln aus Frottier hat Weichspüler einen nachteiligen Effekt, da es die Saugfähigkeit negativ beeinflusst – also besser vermeiden.
Genauso wie das Trocknen auf der Heizung – das flauschige Frottier kann dadurch spröde werden.